Eine kleine Papiergeschichte


wa shi

 Wa - shi: handgeschöpftes Papier 

Papier, Pigment, ca.90x90cm, 1993

Papier, Erde, ca.90x90cm, 1993

Papier, Erden, ca.60x80cm, 1992

 
 
 
 
 
 

Papier, Hanf, ca.60x130cm, 1992

Papier, Hanf, Erde, ca.60x130cm, 1992

Papier, ca.60x80cm, 1991

 
 
 
 
 
 

Papier, Pigment, ca.100x100cm, 1993

Papier, Pigment, ca.100x100cm, 1993

Papier, Erde, ca.100x100cm, 1993

 
 
 
 
 
 

Papier, ca.60x80cm, 1991

Papier, Erde, ca.60x80cm, 1991

Papier, Erde, Hanf, ca.60x80cm, 1991

 
 
 
 
 
 

49 Papiere, ca.160x200cm, 1991

25 Papiere, Gräser, ca.120x150cm, 1991

Papier, Hanf, ca.60x80cm, 1991

Eine Kleine Papiergeschichte

Mit der Entstehung der Hochkulturen mußten in zunehmenden Umfang verschiedenste Informationen und Daten notiert wer­den, da ihre Menge mit der wachsenden Bevölkerung und dem zunehmenden Handel und Reichtum rasch Größenordnungen annahm, die ohne Hilfsmittel nicht mehr zu bewältigen waren.

Die ersten Beschreibstoffe waren sehr schwer, z. T. ortsgebun­den wie Steine oder Felsen, wenig haltbar, wie Rinden oder Pflanzenblätter, oder sehr aufwendig in der Herstellung und daher teuer, wie Pergament oder Seide.

Von dem chinesischen Philosophen Mo Ti (450 v. Chr.) wird berichtet, er benötigte drei Karren, um bei seinen Reisen die Bambusbücher, die sein Hauptbesitz waren, mit sich führen zu können. Und als Shi Huang-ti 230 v. Chr. China erobert und einigte, mußte er täglich 120 Pfund Staatsdokumente durchse­hen. Es wundert also nicht, dass Cai-Lun besondere Ehren zuteil wurden: er soll im Jahre 105 n. Chr. das Papier erfunden haben, was nicht zuletzt schon die allein körperliche Arbeit der in der Verwaltung Beschäftigten erheblich erleichterte.

 Allerdings wurden in neuerer Zeit in einem Spalt der Großen Mauer beschriebene Papiere gefunden, deren Inhalt sich auf Ereignisse des Jahres 21 n. Chr. bezog, woraus folgt, dass Cai-Lun die Papierherstellung höchstens perfektionierte, vielleicht ratio­nalisierte, was wohl nicht viel weniger verdienstvoll war.

 Zu Zeiten Shi Huang-ti's oder gar Mo Ti's wurden wichtige Aufzeichnungen auf Seide gemacht. Die Seide wurde fast indu­striell erzeugt, indem die Seidenraupen in großen Betrieben gezüchtet wurden. Gefüttert wurden diese Tiere, die man schließlich in ihren Seidenkokons töten mußte, mit den Blättern des Maulbeerbaums.

 Vielleicht mußten die Pflanzen so viele Blätter lassen, dass große Mengen an "Grünabfällen", Zweige und Äste, anfielen, die einer möglichst sinnvollen Verwendung zugeführt werden sollten: noch heute sind die Fasern des Maulbeerbaums ein wichtiger Rohstoff für die Papierherstellung.

Bald wurde fast jeder faserhaltige "Abfall" zur Papierherstel­lung verwendet. In großen Hammerwerken wurden ausgediente Fischernetze, Kleidungsstücke, Korkrinde, Lumpen, Seile und in zunehmendem Maße auch andere Hanfprodukte zermalmt. Der entstandene Brei wurde in Lauge gekocht, gespült und zu „Pulpe" zerstampft. Der Pulpe wurde mit Wasser verdünnt und in die „Bütte“ gegeben, aus der mit Hilfe von Schöpfsieb und Schöpfrahmen das Papier geschöpft wurde. Auch heute noch wird das Papier nach diesem Prinzip hergestellt.

 Im 4. Jahrhundert n.Chr. hatte das Papier in China im wesentli­chen alle anderen Beschreibstoffe ersetzt, da es sämtliche Vor­teile in sich vereinigte: es war billig, leicht herzustellen, leicht, sehr haltbar und bei Bedarf auch äußerst wertvoll. 200 Jahre später hatte es sich in die Nachbarländer Chinas, nach Korea und Vietnam ausgebreitet.

 Um 750 n.Chr. übernahmen die Araber in Samarand von chine­sischen Kriegsgefangenen das Papier und verbreiteten es rasch in der gesamten islamischen Welt. In der Mitte des 13. Jahrhun­derts entstanden in Spanien die ersten Papierfabriken (Fabria­no), in Frankreich seit 1338 in Troyes. Die erste - Ende des 14. Jahrhunderts - in Deutschland nachgewiesene Papiermühle war die seit 1389 betriebene "Gleismühl" bei Nürnberg.

 Trotz seiner Unentbehrlichkeit spielte Papier im Bereich der Kunst bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine untergeordnete Rolle. Es war reiner Träger einer wichtigeren, übergeordneten Information, eben Bild-Träger. Nur im Bereich der Druckgrafik spielte seine Textur eine gewisse Rolle bei der künstlerischen Aussage. Zur Jahrhundertwende kam es dann zu einer Besin­nung auf das Elementare, womit auch Werkvorgang und Mate­rial zum ersten Mal an Bedeutung gewannen. Papier besitzt in diesem Zusammenhang eine spezifische Vitalität, Geschichte und Kultur.